Posts mit dem Tag »Sprache und Affekt«

Über ohnmächtige Wut und den Elefanten im Raum. Ein engagierter Zwischenruf

Sonst rauchen wir nicht, aber nach der Veranstaltung rauchen wir schweigend nebeneinander. Uns fehlen die Worte, sodass die Zigarettenlänge eine Möglichkeit ist, eine miteinander geteilte Irritation zu begreifen. Was nach dem taz-Talk „Abschiebung nach 36 Jahren?“ bleibt, ist eine ohnmächtige Wut. Ein Gefühl, das sich auf eine tief verankerte Ungerechtigkeit bezieht, die Teil unserer Gesellschaft … weiterlesen

Bodies of Knowledge. Familiäre Manifestationen von Macht

Dieses Essay ist ein Versuch. Der Versuch, die abstrakte Idee eines ‚Undoing mastery‘ – eines Nicht-Beherrschens, Nicht-Wissens, Nicht-Entsprechens – in die Praxis akademischen Schreibens zu überführen. Er ist inspiriert von Julietta Singhs Vorschlag eines ‚un-masterful writing‘ als ‚vulnerable writing‘, als ein verletzliches Schreiben, das persönliche Sequenzen einfordere. Indem die Realität der eigenen Situiertheit im Schreiben … weiterlesen

WE’LL BE LESS ACTIVIST IF YOU BE LESS SHIT! PMS REGELT

Diese Zeile steht in fetten schwarzen Lettern irgendwo in Berlin Kreuzberg auf eine Häuserwand gesprayt. Beim Vorbeilaufen freue ich mich, bleibe stehen. Aktivismus im Alltag. Aber was für ein Aktivismus ist das, der Aufmerksamkeit möchte? Bezeichnend ist, dass dieses politische Graffito mit der Ankündigung, in Zukunft weniger aktivistisch zu sein, unter der Voraussetzung, dass die … weiterlesen

“Picture this” – Olivia Wenzels 1000 serpentinen angst

Wie zuletzt die hitzige Debatte um die Übersetzung des Inaugurations-Gedichts „The hill we climb“ von Amanda Gorman gezeigt hat, wird das Thema Rassismus auch im deutschen Literaturbetrieb vermehrt diskutiert. Zudem sind in den letzten Jahren mehrere Texte erschienen, die sich literarisch mit rassistischen Erfahrungen und der komplexen Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit Schwarzer Menschen in Deutschland auseinandersetzen. … weiterlesen

Minimaler Präsenzbetrieb, Notbetrieb, Präsenznotbetrieb – Gedanken aus und zu der Verwaltung in der Institution Universität

In einer E-Mail an alle Kolleginnen und Kollegen informierte heute (25.03.2020) die Kanzlerin der Freien Universität Berlin über den minimalen Präsenznotbetrieb an unserer Einrichtung. Es ist eine weitere Anweisung unter vielen Stellungnahmen in den letzten Tagen, zumindest gefühlt kommen sie von allen Seiten. Ich stolpere beim Lesen über das Wort „Präsenznotbetrieb“, wittere Eskalation im Vergleich … weiterlesen

„Der Akzent in meinem Gesicht“ –

Die Litprom-Literaturtage 2020

Ob Kosmopolit*innen, Geflüchtete, Auswanderer oder Sprachwechsler*innen, sie alle schreiben zwischen den Räumen, ihre Literatur ist ohne festen Wohnsitz. So auch die Berliner Autor*innen Yoko Tawada und Tomer Gardi, wie sie es gerade bei den Litprom-Tagen vom 24. bis 25. Januar 2020 in Frankfurt am Main gezeigt und mit weiteren Autor*innen diskutiert haben. Gemeinsam produzieren sie … weiterlesen

Heimat und Handke? Auch das noch.

Ein Versuch.

Peter Handke polarisiert. Die Entscheidung, ihm 2019 den Nobelpreis für Literatur zu verleihen, ist streitbar. Die einen verurteilen Werk und Autor und bezeichnen ihn als einen Apologeten des Völkermordes. Für sie ist die Entscheidung der Schwedischen Akademie eine nicht vertretbare Provokation. Für seine treuen Anhänger ist und bleibt er bei aller Anfechtbarkeit ein ‚großer Dichter‘. … weiterlesen

Gibt es einen monolingualen Affekt? Und wie kann man ihn provozieren? Tomer Gardis Lesung beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2016

Sprache und Affekt sind eng miteinander verbunden und aufeinander bezogen. Dass es ein Gefühl für die Sprache gibt, wie es die Rede vom Sprachgefühl anzeigt, wird besonders deutlich in der Wahrnehmung von ‚Fehlern‘: Sprecher*innen merken sehr schnell, wenn etwas nicht stimmt und sozusagen im Affekt verbessern sie sich selbst oder andere. Hier deutete sich schon eine … weiterlesen

Performance als Politik: Milo Raus (P)reenactments General Assembly und Sturm auf den Reichstag

Dass das Theater ein Ort ist, an dem Emotionen und das Politische eine zentrale Rolle spielen, leuchtet leicht ein und ist historisch gesehen keine neue Erkenntnis. Schließlich speisen sich schon zahlreiche griechische Tragödien letztlich aus politischen Konflikten und den damit verbundenen Emotionen – und als Friedrich Schiller in seiner berühmten Rede über „Die Schaubühne als … weiterlesen

Worte als Waffe – Bericht zur Tagung „Hass/Literatur“ an der Freien Universität Berlin

Vom 24. bis 26. Mai 2018 fand die internationale Tagung „Hass/Literatur“ an der FU Berlin statt. Auf Einladung von Prof. Dr. Jürgen Brokoff und Dr. Robert Walter-Jochum kamen Literaturwissenschaftler*innen, Soziolog*innen, Philosoph*innen und Anthropolog*innen zusammen, um sich mit dem Verhältnis von Hass und (literarischen) Texten auseinanderzusetzen. Verfolgt man aktuelle öffentliche Debatten, so scheint der Hass das … weiterlesen